Galapagos - Marquesas, März 2014

Irgendwo auf dem Pazifik
Irgendwo auf dem Pazifik

Die längste Etappe wartet...

Kaum hatten wir den Blog über die Galapagos Inseln online gesetzt, gings auch schon los mit der längsten Etappe unserer Reise: Fast 3‘000 Seemeilen über den Pazifik bis nach Marquesas (Französisch Polynesien). Um es vorweg zu nehmen: Wir brauchten genau 21 Tage, 5 Stunden, 5 Minuten und vielleicht 5 Sekunden um diese Strecke hinter uns zu bringen (könnt ihr euch das vorstellen, so lange auf See zu sein? Wir können es jetzt :-) ). Das schnellste Boot benötigte ungefähr fünf Tage weniger als wir - deren Durchschnittsgeschwindigkeit war allerdings auch höher als unsere Maximalgeschwindigkeit :-). Es war verglichen mit der Atlantiküberquerung eine angenehme Überfahrt - ungefähr drei Mal erwischten uns Squalls mit Regen, die aber immer von relativ 

kurzer Dauer waren. Sonst genossen wir herrlich sonnige Tage und akzeptablen Wind.Immer wieder kam es vor, dass wir andere Segelschiffe oder deren Lichter sahen – es tat gut zu wissen, dass wir nicht alleine unterwegs waren. Wir verbrachten die Zeit neben den seglerischen Aktivitäten mit viel Lesen, geniessen von Sonnenauf- und -untergängen und Hoffen auf mehr Meerestiere. Leider wurden wir im letzten Punkt sehr enttäuscht: Wir sahen nur an zwei Tagen Delfine und sonst die ganzen 19 Tage überhaupt nichts...


Das war damals im Jahr 1947, als der Norweger Thor Heyerdahl mit dem Floss Kon-Tiki über den Pazifik segelte (oder besser: sich vom Humboldtstrom treiben liess) ganz anders. Anscheinend hatte die Besatzung jeden Tag Delfine oder Wale gesehen (manchmal auch Haie). Dafür brauchten sie aber auch 101 (!!!) Tage bis sie im Tuamoto-Atoll (unser nächstes Ziel nach den Marquesas) ankamen. Da können wir locker mit den vier Tieren leben, die wir gesehen haben :-). (Das Buch zu diesem Abenteuer ("Kon-Tiki" von Thor Heyerdahl) gehört übrigens zu sehr erfolgreicher Nachkriegsliteratur.)

 

Trotzdem hat uns das offensichtliche Fehlen von Meerestieren etwas nachdenklich gestimmt. Es sieht tatsächlich so aus, also ob der Pazifik hoffnunglos überfischt ist: Wir selbst haben auf der ganzen Fahrt nur einen Thunfisch gefangen... hoffentlich nicht den letzten.

 

Sweet Pearl funkt

Abwechslung in unseren Segelalltag brachte die Aufgabe, einen Tag das Radio Net (Funkrunde) zu führen. Das ist die tägliche Kontaktaufnahme per Funk zwischen den ARC-Schiffen, in der am Morgen die Position jedes der 39 Schiffes aufgenommen wird und am Abend kurz nachgefragt wird, ob alles ok sei. Da wir auf der Sweet Pearl einen sehr guten Funkempfang haben und anscheinend auch sehr gut von den anderen Schiffen gehört werden, übernahmen wir diese Aufgabe gern. Dann lief es so gut, dass wir auch die Funkrunde am darauffolgenden Tag übernahmen. Danach verteilte Sandra kurzerhand die Verantwortlichkeit für die Funkrunde auf andere Schiffe, damit wir wieder einmal eine Pause hatten.


Einen Tag vor unserer Ankunft hatten wir dann nochmals die Ehre, die Funkrunde zu führen. Nur noch wenige Schiffe waren unterwegs, was Sandra dazu animierte, die Namen zu studieren und den verbleibenden Schiffen eine kleine Gute Nacht-Geschichte zu erzählen (Namen der Schiffe in Klammern): „A very exquisite fleet is left: We have Saphirs (Saphir) and Pearls (Sweet Pearl), we have a star (Starblazer) and some aliens (Folie à Deux, die über Funk eine Weile wie Aliens klangen). We are still in good spirits (American Spirit), tralala Trillium (Trillium). So let’s celebrate (Celebrate) on Civetta II (Civetta II) with a more or less fresh tuna (Civetta II musste die Fahrt verlangsamen, damit sie einen frisch gefangenen Thunfisch fertig essen konnten, bevor sie in den Marquesas ankamenJ). Dinghy’s (Dinghy) dinghy will drive us there and Merlyn (Merlyn) will guarantee our safety.” Die positiven Reaktionen der anderen Segelschiffe, die wir auf unsere Funkrunde bekamen (z.B. hat Sandra nun plötzlich den Spitznamen Radio Queen), waren überwältigend und haben uns enorm gefreut.

 

Ankunft im Paradies

Immer näher kamen wir unserem Ziel und endlich sahen wir Land! Bis wir schliesslich den Anker setzen konnten, dauerte es aber noch gute sechs Stunden. So hatten wir genügend Zeit, uns von der Kulisse Hiva Oa’s beeindrucken zu lassen: Dicht bewachsene, grüne Hügel, die in schroffen, dunklen Klippen in das dunkelblaue Meer münden.


Als wir in die Anchorage fuhren, wurden wir herzlich von den anderen Schiffen begrüsst – rasch setzten wir Anker und Heckanker und fuhren mit dem Dinghi ans Land! Endlich wieder festen Boden unter den Füssen – das tat gut! Wir wurden von der World ARC empfangen, erhielten eine betörend riechende Blume, die wir hinters Ohr steckten, und eine riesige Grapefruit. Die schmecken hier übrigens unvergleichlich gut, überhaupt nicht so bitter wie bei uns sondern erfrischend und leicht süss.

 

Schnell haben wir uns wieder an das Land gewöhnt - sogar ohne landkrank zu werden! Und die Marquesas sind auch einfach w u n d e r s c h ö n... Mehr dazu gibts im nächsten Blog!

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Kommentare: 1
  • #1

    Silvia D. (Montag, 07 April 2014 11:16)

    Wow, ich beneide euch richtig um die vielen Eindrücke und neuen Erfahrungen, und um die Zeit, die ihr habt, und die Freiheit... geniesst die Reise weiterhin. Denke an euch und schicke liebe Grüsse aus der Heimat...