Gran Canaria - Kap Verde, Nov/Dez 2013

Start ARC - Weg aus dem Hafen
Start ARC - Weg aus dem Hafen

Der ruppige Start und ein Unfall

Den Start zur ARC (Atlantic Rally for Cruisers) 2013 gingen wir ruhig an. So waren wir eines der letzten Schiffe, die den Hafen verliessen, damit wir uns nicht im Getümmel Sorgen um einen Zusammenstoss machen mussten. Aber naja, dachten wir, wir sind nicht in grosser Gefahr, denn gegen unseren Aluminiumbunker wird wohl niemand mit einem GFK-Schiff (aus Plastik) fahren 

wollen... Gleich nach der Startlinie kamen wir – und alle anderen – in einen Squall (kurzes, heftiges Gewitter). Das war ein Einstieg! Leider blieb es nicht bei diesem einen Squall. In den ersten Tagen kämpften wir uns mühsam Meile um Meile in Richtung St. Lucia. Unser Track ähnelte den vorsichtigen Schreibversuchen eines zittrigen Erstklässlers. Aufgrund der quälenden Langsamkeit, mit der wir voran kamen, sank unsere Moral ziemlich. Würden wir jemals in St. Lucia ankommen? Am Tag darauf konnten wir uns bei wenig Wind etwas erholen – leider nur kurz, denn bald wurde es wieder stürmisch. Als eine Welle an die Aussenbordwand donnerte, konnte sich Jürg nicht mehr festhalten und knallte mit dem Rücken voran in den Ofen. Eine Rippe schmerzte immer mehr, bis Sandra ihm schliesslich das stärkste Schmerzmittel aus der Apotheke geben musste und sich als Krankenschwester im Tapen versuchte. Relativ bald war uns klar, dass wir nicht direkt nach St. Lucia fahren könnten. So nahmen wir Kurs Kap Verde auf, um dort Jürg’s Zustand abzuklären. Auf Kap Verde war es klar, weshalb Jürg solche Schmerzen hatte: Zwei gebrochene Rippen! Deshalb musste Jürg uns leider verlassen - vielen Dank für die gemeinsame Zeit!

 

Der Atlantik hat zwei Gesichter

Der Atlantik hat zwei Gesichter – mindestens... Eines davon ist grau, stürmisch und sehr nass. Die Wellen toben um das Schiff herum, brechen zischend zusammen, werden dann von einer unsichtbaren Kraft zusammengezogen und bauen sich erneut auf. Das Schiff krängt sich und sucht zitternd und knallend einen Weg aus der grauen Suppe heraus. Freche und grobe Wellen schlagen nach dem Schiff und dann und wann bahnt sich eine den Weg und ergisst sich schadenfroh über die Segler im Cockpit. Salzwassergeschmack auf der Zunge, nasse Haare kleben im Gesicht und man fragt sich, weshalb man überhaupt so reisen will... Kommt Regen hinzu, ist es faszinierend zu beobachten, wie unzählige Regentropfen in das graue Wasser fallen und kleine Kerben im wütenden Meer hinterlassen, bis sie sich schliesslich vermischen und kein Unterschied mehr erkennbar ist.

 

Und dann das pure Gegenteil: Strahlend blauer Himmel, ruhiges Wasser mit kleinen Wellen, die leise das Schiff umströmen. Sanft werden die Reisenden geschaukelt und lassen ihre Gedanken ziehen. Der Horizont ist klar erkennbar, einige wenige Wolken bauschen sich fröhlich auf und tummeln sich in der Ferne. Die Sonne hinterlässt tausend glitzernde Diamanten an der Wasseroberfläche, der angenehm warme Wind streicht liebkosend um das Gesicht. In der Ferne zieht gemächlich prustend ein Wal vorbei und ist die Ruhe selbst.

 

Fischer’s Fritz

Dieses Jahr sollte es endlich klappen! Weder Tom noch Sandra haben auf ihrer ersten Atlantiküberquerung einen Fisch gefangen, was vor allem bei Tom am Stolz kratzte. Fritz, unser Mitreisender, schenkte uns eine komplette Angelausrüstung, die natürlich so schnell wie möglich eingeweiht werden musste. In der ersten Flaute wurde die Angel ausgepackt, studiert und vorbereitet. Ein rosa Köder mit glitzernden Augen sollte uns ein Abendessen bescheren. Man glaubt es kaum: Nach nur 30 Minuten zappelte schon ein schockierter Fisch an der Angel! Wir waren mindestens ebenso schockiert... Die Bergung kostete sowohl den Fisch wie auch uns einige Kraft. Kaum war der Fisch sicher an Bord, stellte sich die nächste Frage: Können wir den überhaupt essen? Wo ist unser Angelbuch? Dieses gab schliesslich Entwarnung: Wir hatten eine kräftige, goldene Dorade (Goldmakrele) gefangen, die sehr lecker schmecken soll. Tom sah Fritz beim Ausnehmen zu und lernte dabei schnell – denn zwei Tage später fingen wir die nächste Dorade! Eingelegt in Essig oder gebraten in Ei und Mehl – es schmeckte vorzüglich!

 

Auch die Kap Verde sind schön

Die Kap Verde sind zwar noch nicht St. Lucia, aber sie sind ebenfalls schön. Schon die Hafeneinfahrt bei Nacht liess uns erahnen, dass wir hier keine riesigen Metropolen sehen würden: Nur wenige Lichter säumen die felsige Landschaft.. Beim Anlegen am Emergency Pontoon (aufgrund von Jürgs Verletzung) kamen eilig zwei Marina-Angestellte vorbei und wollten uns zuerst wegschicken. Erst nachdem wir die Hafenpapiere ausgefüllt hatten und etwas Trinkgeld gegeben hatten, konnten sie sich wundersamer Weise erinnern, dass sich ein Schiff mit einem verletzten Crewmitglied angemeldet hatte. Ob es wohl am Trinkgeld lag?

 

Tom übernahm die Arbeit für die Immigration. Er war pünktlich zur Öffnungszeit vor Ort und der einzige Kunde. Trotzdem brachten sie es fertig, ihn zweimal 20 Minuten warten zu lassen.

 

Die Mindelo Marina, 2008 von Deutschen eröffnet, war sauber und gepflegt. Unglaublich grünes, klares Wasser umgab die Sweet Pearl. Mindelo erinnerte Sandra stark an Kuba, allerdings waren die Stadt und die Kleider der Einwohner viel, viel moderner. Die Leute waren ruhig, fröhlich und eher zurückhaltend. Sie kommen aus Angola, Mozambique und anderen Ländern Afrika‘s. Kaum fuhr man zur Stadt heraus, wurden die Häuser weniger, die Landschaft karger. Die höchste Erhebung ist der Monte Verde mit 700 m.ü.M. Bei unserem Besuch hüllte er sich leider gerade in eleganten Nebel...

 

Wie geht’s weiter? - Auf ein Neues!

Wir fahren heute, 7. Dezember 2013, zu dritt los und sollten gegen Weihnachten in St. Lucia eintreffen. Wünscht uns fair winds, Anglerglück, Sonnenschein und eine gute Überfahrt. Wir melden uns wieder, wenn wir in St. Lucia angekommen sind!

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Kommentare: 5
  • #1

    Ludwig (Sonntag, 08 Dezember 2013 11:46)

    Hoy zäme!
    Kann ich gut nachvollziehen, hatte auch mal ein solches Missgeschick auf unserer Weltumsegelung,, allerdings nix gebrochen "nur" verstaucht, hat aber auch höllisch weh getan. Dafür hat der Griff am Backofen eine Beule abgekriegt, die uns immer darán erinnert hat.

    Liebe Grüsse Ludwig und Lotti, ex SY Eldorado

    Weiterhin fair winds und immer den richtigen Kurs.

    Alles Gutte Ludwig und Lotti.

  • #2

    Urthe (Sonntag, 08 Dezember 2013 18:43)

    Wünsch euch allen eine gute Weiterfahrt ohne böse Zwischenfälle und viele Fische im Adventskalender!

  • #3

    Selb (Montag, 09 Dezember 2013 11:00)

    Hallo,
    ich wünsche Euch angenehmen Wind (so zwischen 20-25 Knoten)am besten von Osten, dann kann es klappen, dass Ihr zwischen Weihnachten und Neu Jahr auf in St.Lucia seit. Also lasst die Winde wehen.

    Herzliche Grüsse

    Annemarie

  • #4

    S'köbis (Familie Niederberger ;) (Donnerstag, 26 Dezember 2013 13:22)

    Au vo üs no schöni weihnachtstäg ond es super neus Johr. Mer hoffed er chönd de rest vode Reis auno gniesse ond bliebed gsund und munter...
    Besti Grüss usem (momentan) veregnete Luzern

  • #5

    David (Freitag, 24 Januar 2014 02:14)

    Hallo Sandra, hallo Tom,
    schön von Euch zu lesen. Gratuliere zum guten Fang!
    Und gute Weiterfahrt. In Berlin sollen es morgen -11 Grad
    werden und es liegt Schnee.
    Dann doch lieber eine nur leicht kühle Seebrise!
    LG
    D