Marquesas, März/April 2014

Grünes Hiva Oa
Grünes Hiva Oa

Grünes für die Augen

Nach der langen Pazifik-Passage tat es unseren Augen gut, nach viel Blau wieder so viel Grün zu sehen...:-) Die Marquesas sind der östlichste Teil von Französisch-Polynesien. Sie bestehen aus 14 Inseln mit einer Gesamtbevölkerung von gut 9‘000 Personen und gehören heute zu Frankreich. Missionare haben der ursprünglich zahlreichen Bevölkerung verboten, ihre Tikis

(Steinfiguren, die als Götter verehrt wurden) und ihre Tattookultur weiterzuverfolgen und von den Europäern eingeführte Krankheiten (vor allem die Spanische Grippe) haben die Einwohner stark dezimiert (bis 90%). Sie standen sogar anfangs des 20. Jahrhunderts kurz vor dem Aussterben. Heute leben auf der grössten Insel Nuku Hiva nur noch um die 2‘500 Personen, auf anderen Inseln, z.B. Fatu Hiva im Süden sogar nur noch 500. Sie können sich zu einem grossen Teil selbst versorgen: Die Früchte wachsen hier an jeder Ecke oder in jedem Garten und die wilden Tiere (Wildschweine, wilde Kühe, etc.) stellen die Fleischversorgung sicher. Daneben gibt es unzählige Hühner, Ziegen und Pferde, die vor langer Zeit eingeführt wurden und als Nutztiere gehalten werden. Verpflegungsschiffe treffen regelmässig ein.

 

Freundliche Inselbewohner

Schon in Hiva Oa machten wir Bekanntschaft mit der Freundlichkeit der Marqueser. So gingen wir gemütlich der einzigen Strasse der Insel entlang und schon nach kurzer Zeit hielt ein Auto mit Einheimischen (ohne, dass wir auf uns aufmerksam gemacht hätten) neben uns. Sie fragten, ob sie uns zum Ankerplatz mitnehmen könnten. Ein anderes Mal baten wir einen Einheimischen, uns ins Dorf zu fahren. Als er erfuhr, dass wir die Gräber von Paul Gaugain und Jacques Brel besichtigen wollten, fuhr er uns kurzerhand zuerst auf einen Aussichtspunkt, dann auf den Friedhof, stieg mit uns aus, machte ein kleines bisschen Sightseeing und brachte uns dann schliesslich wieder ins Dorf – wohlgemerkt hatte er eigentlich nicht vor, an diesen Plätzen vorbeizufahren. Es ist vielleicht etwas verwegen, dies zu erwähnen, aber die einzigen Personen, die uns nicht ausnahmslos freundlich begegneten, waren Franzosen vom Festland, die sich hier niedergelassen hatten und versuchten, Geschäfte zu machen.

 

Tauschgeschäfte mit Stabilo Boss

Als wir vor Fatu Hiva ankerten (einer der schönsten Ankerplätze, die wir bis jetzt gesehen haben – einfach idyllisch), der südlichsten Insel der Marquesas, machten wir nach der Ankunft mit dem Dinghi Bekanntschaft mit Rosa. Sie fragte nach Parfum, Socken und Stabilo Boss Highlighter (???) und so tauschten wir dies gegen Grapefruits, Kokosnüsse und einen grossen, frischen Bonito (Fisch).  Als wir einen 70m hohen Wasserfall besuchten, indem wir genüsslich badeten, säumten volle Bananenstauden, unzählige Kokosnüsse und süss duftende Limonen unseren Weg. Tom konnte einer wunderbaren, schön grünen Bananenstaude nicht wiederstehen und so spürte sie kurz darauf die scharfe Kante unserer Machete J. Auf dem Weg zurück zum Dinghi kam ein Mädchen, angefeuert von seiner Mutter, auf uns zu und hielt uns zwei reife Grapefruits hin. Dankend nahmen wir dies entgegen. Wir konnten zwar nicht mit den erbetenen Bonbons dienen, doch Sandra konnte der ganzen Familie (Mutter, Vater, Tochter und Sohn) Kaugummis offerieren, die gleich in deren Münder verschwanden. Daraufhin verschwand die Tochter und kam nach kurzer Zeit mit Händen voller Rambutans zurück, die sie uns überreichte. Dabei lachten sie die ganze Zeit. Diese Begegnungen machten unseren Aufenthalt unvergesslich.

 

Dunkle Vergangenheit

Es ist unmöglich, der unheimlichen Vergangenheit der Marquesas auszuweichen: Hiva Oa, die erste Insel, die wir anliefen, war vor langer Zeit anscheinend die Hauptinsel der Kannibalen. Für die Ureinwohner stellte diese Massnahme eine Bevölkerungswachstums-Kontrolle dar. Ins Gedächtnis gerufen wurde diese düstere Vergangenheit durch einen Vorfall, der vor ca. drei Jahren stattfand: Auf Nuku Hiva wurde ein deutscher Segler von einem einheimischen Jäger anscheinend ermordet, zerstückelt, gebraten und schliesslich gegessen. Wir haben in der gleichen Bucht wie der Getötete geankert (haben wir auch erst nachher erfahren) und uns zu keinem Zeitpunkt irgendwie unwohl gefühlt. Auf den Speisekarten in den Restaurants wurde auch nie Menschenfleisch angeboten :-). Nach den Erzählungen eines Engländers, der seit gut 16 Jahren hier zu Hause ist, sieht die ganze Sache eher nach einem Beziehungsdrama aus (die Partnerin des Seglers hatte eine Affäre mit dem Einheimischen, der den Segler tötete) als nach etwas anderem.


Sich hier Wilde vorzustellen ist schwierig, die Insel hat sich zu einer modernen Feriendestination entwickelt. Da ist nichts vorhanden von Hüttencharme und wilden Ritualen. Tattoos, die früher vorallem dazu genutzt wurden, Mitglieder des eigenen Stammes zu erkennen, werden immer noch häufig angefertigt, aber anscheinend mehr, weil es einfach modisch ist. Ob wir uns auch eins zugelegt haben, erfahrt ihr wenn wir wieder in Europa sind...;-).

 

Tsunami und Sturmböen

Am 1. April 2014 (und das war kein Witz!) bebte an der chilenischen Küste die Erde. Kurz darauf erhielten wir die Warnung, dass eine Tsunami-Welle von 40 cm bis 1.4 Meter in unserer Anchorage in Nuku Hiva eintreffen könnte. Dementsprechend waren wir die ganze Nacht etwas nervös - glücklicherweise aber passierte nichts. Am nächsten Morgen jedoch fegten einige Sturmböen über die Bucht hinweg und unser Dinghi wurde auf den Kopf gestellt. Es drehte sich aber gleich wieder um, so dass unser Aussenborder immer noch funktioniert. Nur sind wir um einige Flipflops ärmer, aber das können wir verkraften...

 

Nach einem kurzen Abstecher nach Ua Pou sind wir gespannt, was Französisch-Polynesien als nächstes für uns bereithält: Auf nach Tuamotus!

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Kommentare: 3
  • #1

    Boris (Freitag, 18 April 2014 10:39)

    Hammer schöne Bilder! Ihr macht alles richtig! Wünsche Euch weiterhin eine tolle Reise. Viele Grüsse aus Zürich.

  • #2

    Philip (Freitag, 18 April 2014 21:55)

    Glückwunsch! Ihr habt das Paradies gefunden. Geniesst den Landaufenthalt so lange ihr könnt. Ich wünsche euch für die nächste Etappe guten Wind, keine Squals und gutes Gelingen. Grüsse von der Wannerstrasse. Philip

  • #3

    Gotti (Sonntag, 20 April 2014 13:26)

    Liebe Sandra, lieber Tom
    wir wünschen euch schöne Ostern. Die Eiersuche wird wohl kaum möglich sein auf See, wer weiss, ein Nestli wird sich vielleicht finden.
    Ich freue mich immer und bin gespannt auf eure interessanten, farbigen, abwechlungsreichen Blogs, so können wir teilnehmen an der Freude, was ihr alles erlebt und bestaunen könnt in der grossen weiten Welt. Marquesas ist wirklich paradisisch, und das zu erleben, einmalig. Ich freue mich echt für euch.
    Am Karfreitag hatten wir bei uns auch einen paradisischen Moment. Die Obstbäume stehen in voller Blüte und dann schneite es wie an Weihnachten und die Blüten trugen weisse Hauben.
    Heute am Ostersonntag ist schon wieder wärmer und die Sonne scheint. So schicke ich euch österliche Grüsse, alles Liebe und guten Wind.
    Gotti und Family