Suwarrow - Niue - Tonga, Mai/Juni 2014

Die unbewohnte Insel Suwarrow
Die unbewohnte Insel Suwarrow

Wo fahren wir denn jetzt hin?

Als wir in Bora Bora die Segel hissten und uns auf den Weg nach Suwarrow machten, zeigte sich die Insel nochmals von ihrer schönsten Seite. Aber wir mussten weiter. Vor uns lagen mehrere hundert Meilen in Richtung des Atolls Suwarrow, anschliessend nochmals rund 500 Meilen bis nach Niue und ca. 220 Meilen bis Tonga. Habt ihr noch nie von diesen Orten gehört? Wir auch nicht! Aber sie existieren 

tatsächlich J. Und um sie euch etwas näher zu bringen, fällt der Blog auch etwas länger aus...


Eine einsame Südseeinsel – der Traum aller Segler

Wir verbrachten angenehme Segeltage – und freuten uns, als wir endlich die Palmen von Anchorage Island, das zum Atoll Suwarrow gehört, sahen. Viel mehr sieht man auch nicht von diesem Atoll... Suwarrow gehört zu den Cook Islands und ist eine meistens unbewohnte Insel, die eigentlich nur per Segelschiff erreicht werden kann. In den Sommermonaten lebt ein Ranger hier und schaut nach dem Rechten. Bis 1977 lebte der Neuseeländer Tom Neale als Einsiedler auf Suwarrow (seine Erfahrungen findet ihr im Buch „An Island to Oneself“ oder auf deutsch „Südsee-Trauminsel“). Nach seinem Tode wurde die Insel zum Nationalpark der Cookinseln erklärt. Es ist sehr schön auf Suwarrow – aber wir könnten es uns trotzdem nicht vorstellen, ganz alleine dort zu leben. Es fehlt dann doch etwas  – nicht nur Wifi;-).

 

Wir verbrachten ruhige und entspannte Tage auf dieser einsamen Insel – auch wenn sie nicht mehr so einsam waren, da die halbe Flotte der World ARC (rund 20 Schiffe) zur gleichen Zeit vor Anker lag. Die Insel bietet ein wunderschönes Bild: Palmen, Sandstrand, grünblaues Wasser... Das Wasser war sogar so klar, dass wir unsere Ankerkette in rund acht Metern Tiefe ohne Probleme sahen. Das war auch gut so, denn es gab überall heikle Korallenköpfe, an denen sich die Kette hätte verfangen können. Immer wieder besuchten uns Black Tip Haie, die ums Boot kurvten und auf ein paar Abfälle scharf waren. Einmal stritten sie sich sogar um Gurkenschalen, bis sie merkten, dass es sich nicht um Fleisch oder Fisch handelte. Sind keine Vegetarier, die Viecher. 

 

Als Freizeitbeschäftigung durchforsteten wir die Insel und trugen Abfall zusammen. Es gab nur eine Hütte, in der Tom Neale wohnte und die heute wahrscheinlich als Unterkunft für die Ranger dient. In dieser Hütte fanden wir tatsächlich ein Regal mit Büchern (sogar deutschsprachigen) zum Tauschen! Am Strand hingen zahllose Hängematten, die zum Verweilen einluden, die Riffs erkundeten wir in diversen Spaziergängen und das klare Wasser bot einige herrliche Schnorchelplätze. Jeden Abend trafen wir uns zu einem Sundowner auf der Insel – alle brachten ihr eigenes Bier mit und trugen die Dosen dann wieder zurück aufs Schiff. Als wir hörten, dass wir so lange wie möglich auf Suwarrow bleiben sollten, weil es an den Moorings (festinstallierte Bojen, an denen Segelschiffe festgemacht werden können) in Niue zu wenig Platz gäbe, wurden wir nicht gerade fuchsteufelswild...

 

Hello und goodbye in Niue

Leider mussten wir dann doch irgendwann von Suwarrow Abschied nehmen und brachen Richtung Niue auf. Ein Tief über Niue bescherte uns eine ungemütliche Überfahrt und wir wurden ziemlich durchgeschüttelt. Umso mehr freuten wir uns, als wir frühmorgens die flache Insel Niue (ein selbstverwaltetes Territorium, eng verbunden mit Neuseeland) entdeckten. Der Yachtclub von Niue, das nur gerade 1‘300 Einwohner aufweist, finanziert sich zu einem grossen Teil aus den Einnahmen der 20 Moorings, an denen wir Halt machten.

 

Wir schnappten uns die letzte freie Boje – natürlich Number 1. Das brachte uns allerdings nicht sehr viel Glück: Im Verlaufe des Tages mussten wir die Boje verlassen, während ein Supplyship, ein Versorgungsfrachter, anlegte. Danach konnten wir an die Boje zurück. Wir assen gerade genüsslich und nichtsahnend eine Pizza in einem Restaurant, als wir plötzlich erfuhren, dass wir auf der ganzen Insel gesucht wurden, weil sich die Sweet Pearl anscheinend plötzlich in gefährlicher Nähe zum Frachter befand. Bei strömendem Regen setzten wir uns ins Dinghi (das wir natürlich zuerst noch mit einem Kran ins Wasser herunterlassen mussten - kein Witz) und fuhren zu unserem Segelschiff zurück, das mittlerweile von der Boje gelöst und an einem anderen Schiff festgemacht worden war. Bis auf die Knochen durchnässt lösten wir die Sweet Pearl und fuhren etwas von den Moorings weg, um die Lage zu besprechen. Während es weiterhin nicht nur sehr stark regnete, bildeten sich auch noch starke Wellen, die die Segelschiffe an den Moorings wild tanzen liessen. Deshalb entschieden wir uns, direkt weiter nach Tonga aufzubrechen. So haben wir den absoluten Minusrekord geschafft: Nur gerade zehn Stunden verbrachten wir auf Niue! Aber Rekord ist Rekord, sagt Tom. Und ausserdem haben wir vom Hafenmeister nachträglich als kleine Wiedergutmachung ein T-Shirt vom Niue Yacht Club geschenkt gekriegt - na, wer hat das schon?! Über die tatsächliche Situation wird immer noch gefachsimpelt, die Ermittlungen laufen noch. Fest steht: Die Mooringleine war korrekt am Segelschiff vertäut und die Mooring selbst war ebenfalls ganz in Ordnung. Anscheinend hat sich der Frachter aufgrund von Wind und Wellen zu stark bewegt und ist in gefährliche Nähe zur Sweet Pearl gekommen. In Tonga haben wir das Sweet Pearl-Rescue-Team zu einem gemütlichen Nachtessen eingeladen. Ohne Dagmar und Christoph, Donna und Jonathan, Pat und Stuart sowie Cian und Cameron wären wir wahrscheinlich immer noch in Niue (falls die Sweet Pearl Schaden genommen hätte) und würden nicht wissen, wie unsere Reise weitergehen würde. 

 

Welcome to Tonga!

Nach einer mehrheitlich ruhigen Überfahrt nach Tonga freuten wir uns riesig auf die sehr geschützt liegenden Moorings in Neiafu! Für die Einklarierung ins Königreich besuchten uns an Bord ganze vier Offiziere. Tom als seltene Luxemburgische Spezies wurde sehr interessiert beäugt. Er scheint, ihren Angaben zufolge, der erste Luxemburger zu sein, der einen Fuss in dieses Land setzte! Tonga hat rund 100‘000 Einwohner und wurde – erstaunlicherweise – nie von den Europäern kolonalisiert. Aufgrund dieser fehlenden Erfahrung wurden wahrscheinlich deshalb die Inseln früher „The Friendly Islands“ genannt.

Über die Tonganer haben wir Verschiedenes gehört: Anscheinend haben die Einwohner eine der höchsten Lebenserwartungen der Welt – gleichzeitig sind sie aber auch die Fettesten... Sozusagen fett alt, meint Tom.

 

Am Sonntag gingen wir zur Kirche. Das war vielleicht ein Erlebnis, denn die Tonganer putzen sich für den Kirchenbesuch so richtig heraus. Viele tragen einheimische Tracht, auch Männer: Ein langer Rock und um die Hüfte wird eine Bastmatte geschlungen. Nackte Schultern oder kurze Shorts sind nicht erwünscht. Die Frisuren auch der kleinsten Mädchen sind richtige Kunstwerke mit Zöpfen, Hochsteckfrisuren und Blumen. Ein stimmengewaltiger Chor zauberte uns eine Gänsehaut auf die Arme. Von der Predigt auf Tongaisch bekamen wir leider nicht viel mit. Doch ab und zu flocht der Bischof, der zufälligerweise gerade in Neiafu war, einige Sätze auf Englisch, der zweiten Amtssprache, ein – wahrscheinlich, damit wir nicht einschliefen während der fast zweistündigen Messe. Er lebte so richtig mit seiner Predigt mit, änderte mehrmals die Tonlage um Kinder oder ältere Menschen zu imitieren und unterstrich alles mit weitausholenden Gesten. Am Schluss der Predigt richtete er einige Grussworte auf Englisch an uns: „Welcome to all visitors! We hope you have a nice stay in Tonga with a little rain”. Ja, das hofften wir auch...

Obwohl es absolut verpönt ist (man munkelt sogar, es sei verboten!), am Sonntag zu arbeiten, auch zum Beispiel zu Hause im Garten, haben wir anschliessend an die Kirche trotzdem die Sweet Pearl geputzt. Gut, dass uns niemand gesehen hat.

 

Während eines Ausflugs in den Botanischen Gartens, wedelten wir ohne Unterlass mit Blättern und sprühten uns von Kopf bis Fuss mit Antimückenmittel ein. Trotzdem schafften wir es doch nicht ganz, ohne Stiche wegzukommen. Anscheinend gibt es neben dem gefährlichen Dengue-Fieber eine neue Krankheit, die durch Mücken übertragen wird und in Tonga ausgebrochen ist. Deshalb ist erhöhte Vorsicht angebracht. Wir erfuhren bei diesem Ausflug in den Botanischen Garten, dass die alten Traditionen von Palmenblätterflechten und Erstellen von dünnem Pergament aus Pinien wieder aufleben und eines der wichtigsten Exportgüter von Tonga sind. Die Herstellung ist allerdings sehr mühsam.

 

Zum Abschluss verbrachten wir einen gemütlichen Abend im spanischen Restaurant „La Paella“ auf Tapana Island mit Ziegen, Hunden und Katzen. Die Spanier Eduardo und Maria sind vor 25 Jahren mit ihrem Segelboot in Tonga „gestrandet“ und betreiben seither dieses Restaurant, das Eduardo selbst gebaut hat. Da sie sich nicht für teures Geld eine Alkohollizenz kaufen wollten, nahmen wir unseren eigenen Wein mit. Nach super schmackhaften Tapas und Paella, lieferte Eduardo eine mitreissende musikalische Darbietung. Mehrere Schiffe haben auf Tapana Island Halt gemacht und wie wir einen unvergesslichen Abend in diesem Restaurant verbracht – einige haben sich gar am Tag danach für alle hörbar per Funk erkundigt, ob sie möglicherweise am Abend zuvor mit der Ziege (wohlgemeint die mit den vier Beinen) getanzt hätten...  J


Wir kommen Australien immer näher... Bald haben wir den unvorstellbar grossen Pazifik durchquert! Doch nicht zu voreilig. Vorher kommt noch eine sehr bekannte Destination: Fiji!

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    YB (Montag, 16 Juni 2014 16:08)

    Hahahaha :-) wei geil !!! Den Waschi :-D