Christmas Island - Cocos Keeling - Indischer Ozean Teil I, September/Oktober 2014

Mooringfield auf Christmas Island
Mooringfield auf Christmas Island

Kleine Inseln im Indik

Unsere Tage in Bali waren leider rasant schnell vorbei – schon hiess es wieder: „Leinen los!” Zusammen mit Frank aus Deutschland machten wir uns auf den Weg Richtung Christmas Island. Das war ein „kurzer“ Leg von etwas mehr als 500 Seemeilen, den wir innert vier Tagen zurücklegten. Das Wetter spielte super mit: Wir hatten genügend Wind und fuhren mit

wahnsinniger Geschwindigkeit Richtung Christmas Island (natürlich nur aufgrund unserer unschlagbaren Segelkünste und nicht aufgrund der markanten Strömung:-)). Da wir nicht in der Nacht an einer Mooring oder möglicherweise gar an einem anderen Schiff festmachen wollten, zogen wir die Handbremse, sprich: Wir drehten mitten auf dem Indischen Ozean bei und liessen uns einige Stunden nur von der Strömung treiben (oder durchschaukeln). Das erste Mal seit wir unterwegs waren, mussten wir so richtig bremsen...

 

Christmas Island - die Krabbeninsel

Im Morgengrauen näherten wir uns Christmas Island und schon von Weitem sahen wir das Zollschiff. Wie von Australien gewohnt (Christmas Island gehört zu Australien) liessen wir die Fragen zum Schiff, zur Crew und zur Route über uns ergehen und hatten dann sogar das Privileg, alleine an der Mooring zu liegen, die direkt vor der Pier und sehr nahe am Strand lag. Erst später bemerkten wir, dass auf der Pier munter vor sich hingearbeitet wurde: Das hiess, ein riesiger Hammer raste auf die Stahlpfähle nieder, die die Pier zu beiden Seiten säumten und jedes Mal ging eine Erschütterung durchs ganze Schiff – von der Lautstärke ganz zu schweigen... Und jeden Tag begann dies um sieben Uhr morgens, da war nix mit Ausschlafen in zauberhafter, idyllischer Inselruhe.

 

In Christmas Island war ein Stopp von nur 48 Stunden geplant. Schnell wurde auch klar, warum: Es gibt einfach nicht mehr zu sehen. Unmittelbar nach der charmanten Einklarierung (Sandra brachte die Pässe zu den Officers und meinte: „These are for Sweet Pearl“, worauf ein Officer meinte: „Ohhh Sweet Pearl – is it named after you?“) sassen wir in einem Jeep, der uns rund um die Insel fuhr. Auf Christmas Island wird in grossen Mengen Phosphat (für Dünger) abgebaut, es gibt ein Gefängnis und – wofür die Insel vorallem berühmt ist – (nein, keine Weihnachtsbäume) unzählige Landkrabben. Im Nationalpark (überall in Australien gibt es Nationalparks, so auch auf dieser kleinen Insel mit ihren etwas mehr als 1000 Einwohnern) machten wir Bekanntschaft mit den Rubber Crabs und den Red Crabs. Da Sandra etwas ausgehungert war, meinte sie beim Anblick eines dieser fetten Tiere im Witz: „Oh, that would be nice for the BBQ tonight“, worauf der Guide entrüstet den Kopf schüttelte und meinte, er könne überhaupt nicht verstehen, wie man diese Tiere essen könnte. Sandra senkte beschämt den Blick und sagte nichts mehr J. Die Krabben haben einen ähnlichen hohen Lebensstandard wie die Frösche in der Schweiz: Es gibt eigens Unterführungen für sie, damit sie nicht über die Strasse krabbeln müssen und möglicherweise überfahren werden. Entsprechend gibt es auch Warnschilder für Autofahrer, die auf die Krabben hinweisen. Altersrente gibt es aber für die Krabben noch keine;-).

 

Auf der Tour erfuhren wir auch, warum ein solch riesiges Zollschiff vor Christmas Island lagert: Lange Zeit war Christmas Island (das übrigens, wie der Name sagt, an Weihnachten entdeckt wurde) eine wichtige Anlaufstelle für Flüchtlinge. Fast wöchentlich trafen Boote ein, vornehmlich (und erstaunlicherweise) aus dem Iran und Irak. Auf diesen Motorschiffen, die meistens eine Länge von gut 13 Metern wie die Sweet Pearl haben, wurden mehr als hundert Flüchtlinge gepackt – einfach unvorstellbar. Um das Anlegen zu erleichtern wurde der vorhin im Blog genannte Pier ausgebaut. Allerdings gibt es seit Anfang dieses Jahres ein neues Gesetz, das das Erlangen eines Flüchtlingsstatus‘ in Australien sehr erschwert,  weswegen nur noch ganz selten Flüchtlinge auf der Insel eintreffen. Das Geld für den Pier wurde allerdings bereits gesprochen, deshalb wird er trotz nicht mehr vorhandenem Nutzen fertig gebaut.

 

Nach einem Essen im chinesischen Restaurant, einem Besuch des Supermarktes und des Post Office war unsere Tour rund um Christmas Island auch schon abgeschlossen (wir hatten alles gesehen J). Gut eineinhalb Tage später machten wir uns auf den Weg nach Cocos Keeling.

 

Cocos Keeling - ein Paradies

Die Überfahrt war zwar meilenmässig fast identisch lang wie diejenige nach Christmas Island, doch kam plötzlich mehr Wind auf, gut 35 Knoten (ca. 60 km/h). Dementsprechend hoch waren die Wellen, die zu allem Übel auch noch von der Seite an unsere Bordwand knallten. Deshalb waren die letzten zwei Tage bis Cocos Keeling nicht unbedingt angenehm. Bei der Anfahrt auf den Ankerplatz schüttete sich natürlich noch ein Squall (Regenwolke) über uns aus. Trotzdem war uns das Glück danach wieder hold: Wir fanden einen genialen Ankerplatz ganz nahe am Strand und schön geschützt vor den Wellen. Die wunderbare Aussicht entschädigte uns für die etwas ungemütliche Fahrt: Kristallklares, türkisfarbenes Wasser soweit das Auge reichte und dazu noch eine Insel mit feinem Sandstrand und wogenden Palmen direkt vor unserer Nase. Ein Genuss für das Auge und die Seele. Cocos Keeling gehört definitiv zu den Top drei der Paradiesinseln auf unserer SegelreiseJ.  Allerdings ist es nur mit dem Segelschiff vor Anker zu empfehlen. Zur Abkühlung reichte ein Sprung vom Schiff ins Wasser und wollten wir schnorcheln, gab es nicht weit entfernt einen Kanal, der uns mit allen möglichen Arten von Korallen und schillernden Fischen verzauberte. Es wohnte sogar eine Delfinfamilie 100 Meter von unsererm Ankerplatz entfernt. Es gab frische Kokosnüsse auf der Insel – und sonst praktisch nichts. Kein Hotel, keine Touristen ausser uns Seglern, kein Supermarkt, kein Restaurant. Idylle und Ruhe pur. Abends ein Sundowner am Strand mit einem kleinen Feuerchen und leichtem Geplänkel, das tat gut. Gut tat auch, dass es eine an Solarpanels angeschlossene Antenne auf dieser kleinen Insel (Direction Island) von Cocos Keeling, vor der wir ankerten gab: Wir hatten am Strand WiFi, falls trotzdem einmal Langeweile aufkommen würde:-) Unvorstellbar, aber wahr... Letzteres ist aber wie gesagt nicht der Grund, oder nicht der einzige, wieso Cocos Keeling zu unseren Top drei Paradiesinseln gehört;-). Nur das Tüpfli auf dem i.

 

Besuche auf den anderen zwei Inseln, die zu Cocos Keeling gehören (Home Island und West Island), die beide von einer islamischen Gemeinde bewohnt werden, dienten nur einem Zweck: Diesel sowie Essen zu kaufen und einmal doch noch in Genuss eines Restaurants zu kommen. Ferien auf einer dieser zwei anderen Inseln könnten wir uns nicht vorstellen: Es ist einfach nichts los da. Dann doch lieber einsam und paradiesisch auf Direction Island die Seele baumeln lassen.

 

Am zweitletzten Tag drehte sich das Wetterglück dann gegen uns: Es schüttete aus allen Kübeln... Glücklicherweise gab’s einige überdachte Hütten auf Direction Island, so dass wir beim BBQ am Tag vor der Abreise einigermassen trocken blieben. Drei Australier brachten alles Essen von West Island herüber, grillierten und machten erstaunlich guten Cappucino. Wir genossen unser Essen sehr, da wir wussten, dass es am nächsten Tag Richtung Mauritius weitergehen würde. Das sind 2‘300 Seemeilen, also knapp 4‘500 Kilometer Richtung Afrika auf einem für seinen vielen Wind und unangenehmen Wellen bekannten Indischen Ozean... Schweren Herzens nahmen wir Abschied vom Paradies und rüsteten uns für die nächsten gut zwei Wochen auf See.

 

Auf nach Afrika!

Der Start am nächsten Tag verlief regnerisch. Der Wind hatte sich zusätzlich verabschiedet und wir kamen nur langsam vorwärts. Nach zwei Tagen meldete sich der Wind zurück, aber ganz friedlich mit freundlichen 20 bis 25 Knoten aus Südosten, was für uns fast perfektes Downwind-Segeln bedeutete. Die Tage vergingen mehrheitlich schnell mit Schlafen, Wachen, Kochen, Abwaschen, DVD schauen und wieder Schlafen. Bald hatten wir uns an den Rhythmus gewöhnt und irgendwann nach der Hälfte ging es immer schneller voran und die Tage flogen richtiggehend vorbei. Nach den starken Regenfällen am Anfang wurde das Wetter besser und das Segeln immer angenehmer. Schliesslich war der letzte Tag gekommen und strahlender Sonnenschein begrüsste uns in Mauritius – wir sind in Afrika!!!

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Kommentare: 2
  • #1

    fam. wartmann (Freitag, 17 Oktober 2014 10:46)

    vielen dank sandra & tom für alle diese tollen reiseberichte. geniesst weiterhin eure reise - safe travels !!!

  • #2

    YB (Donnerstag, 30 Oktober 2014 14:58)

    Wou ass den Waschi drun ?