Mauritius - La Réunion - Indischer Ozean Teil II, November 2014

Sweet Pearl in Mauritius
Sweet Pearl in Mauritius

Mauritius

In Mauritius angekommen, nahmen wir zu allererst einen Schluck Schnapps zu uns und beglückwünschten uns zur überstandenen Überfahrt. Als nächster wichtiger Programmpunkt stand eine Dusche auf dem Programm – Sandra hielt es solange darunter aus, dass sie mit schrumpligen, halb aufgelösten Händen zum Schiff zurückkehrte. Es ist nach so einer langen Überfahrt jedesmal eine wahre Freude, in einer Dusche zu stehen, die nicht wackelt und in der man sich nirgends festhalten mussJ... Sandra’s Eltern waren in der Zwischenzeit ebenfalls angekommen und deshalb „mussten“ wir nochmals einen Drink zu uns nehmen. Das war dann schon ziemlich anstrengendJ...

 

Unser Liegeplatz in Mauritius, in der Hauptstadt Port Louis, hatte wirklich alles, was das Herz begehrt: Wir lagen direkt an der geschäftigen Einkaufsstrasse, nahe an guten Hotels und Restaurants und das alles mit kostenlosem WiFi-Zugang. Wieder einmal wurden wir von der Freundlichkeit und Zuvorkommenheit der Einheimischen überrascht. In Mauritius lässt es sich auch günstig leben, was wir vor allem seit dem enorm teuren Australien sehr zu schätzen wissen.

 

Ein Ausflug ins Stadtzentrum zeigte uns aber auch, dass vorallem in die Gegend um die Marina und die dortigen modernen Gebäude Geld investiert wurde. Der Rest von Port Louis ist nicht ganz so glänzend aber dafür umso lebendiger. Der Gemüsemarkt ist riesig, lärmig aber peinlich sauber und hat uns von allen Märkten, die wir bisher auf unserer Reise gesehen haben, am stärksten beeindruckt. An den Strassenecken wurden überall Kleider, Schuhe, Taschen, DVDs und Sonnenbrillen angepriesen, über deren Preise lautstark verhandelt wurde (wenn man übrigens zuviel für etwas bezahlte, weil man sich mit Handeln schwer tat, kriegte man noch irgendein kleines Geschenk dazu – nicht, dass uns dies passiert wäre), die Strassen versanken in dichtem Verkehr und man hörte ohne Unterbruch Hupen oder die Trillerpfeifen der Polizisten, die verzweifelt versuchten, etwas Ordnung in das Chaos zu bringen.

 

Mauritius hat das höchste Pro Kopf-Einkommen Afrikas; allgemein hatten wir den Eindruck, dass es den Leuten mehr oder weniger gut geht. Vorallem fiel uns auf, dass sie erstaunlich gut gekleidet sind, teilweise auch mit Markenkleidern (vorallem Abercrombie). Bald fanden wir heraus, wieso das so war: Einige Kleiderfirmen haben in Mauritius Produktionsstätten und deshalb können diese Kleider billig gekauft werden. Natürlich sind auch Fälschungen dabei, die zu Schleuderpreisen verscherbelt werden.

 

In Mauritius ist der Zuckeranbau vorherrschend. Riesige Felder von Zuckerrohr prägen die Landschaft und man kann sowohl Zuckerfabriken wie auch die riesigen, luxuriösen Wohnhäuser der früheren Zuckerbarone besichtigen.

 

Um Sandra’s Eltern im Hotel zu besuchen, nahmen wir den einheimischen Bus, was ein kleines Abenteuer war, denn der Busbahnhof ist wohl der geschäftigste Platz, den wir in Mauritius gesehen haben. Die Busverbindungen waren erstaunlich gut und mehr oder weniger pünktlich. Sandra’s blonder Schopf allerdings stach im Bus ziemlich hervor – trotzdem wurde sie einmal im Ernst gefragt, ob sie eine Einheimische wäre... Ob das wohl an ihren Französischkenntnissen lag?

 

Abstecher nach Europa: La Réunion

Nach einer guten Woche im schönen Mauritius hiess es für uns wieder „Leinen los“. Dieses Mal allerdings nur für einen Tag, dann waren wir bereits in Europa – in La Réunion, das zu Frankreich gehört. Gut unterhaltene Strassen und moderne Wohnhäuser zeigten uns, dass hier kräftig Geld investiert wurde. La Réunion hat aber auch sonst einiges zu bieten: Dramatische von Lava geformte dunkelgrüne Schluchten, die von unzähligen Wasserfällen unterbrochen werden, graue, düstere Mondlandschaften, steppenartige Felder und windige Küsten. Und ausserdem: Raclettekäse, Brie und Rohschinken – was uns zu einem spontanen Applaus mitten im Supermarkt veranlasste. Wir fühlten uns wie Gott in Frankreich:-).

 

Im Bergdörfchen Hellbourg bestaunten wir kreolische Architektur und botanische Gärten, in der Hauptstadt Saint Denis schlenderten wir gemütlich umher – und fanden an jeder Strassenecke verführerisch und unwiderstehlich duftende Bäckereien. Kulinarisch war La Réunion definitiv eine Freude!

 

Ein Besuch des noch aktiven Vulkans Piton de la Fournaise stand ebenfalls auf dem Programm. Zuletzt ist der Vulkan 2010 ausgebrochen, kleinere Eruptionen finden immer wieder statt (z.B. auch im Juni 2014). Für uns hatte der Vulkan leider nicht sehr viel Spektakuläres zu bieten: Er versank im Nebel :-(...

 

Die Woche in La Réunion verging unglaublich schnell. Jeden Tag waren wir beschäftigt mit den Vorbereitungen für den nächsten Leg nach Südafrika.

 

Indischer Ozean Teil II

Der Leg von La Réunion nach Südafrika wird auch „the washing machine“ genannt: Zu Recht! Alles fing jedoch gemütlich an, mit sonnigen Tagen und angenehmem Segelwind. Nach vier Tagen sichtete Sandra eine unheimlich anmutende, dunkelgraue Wolkenwand. Wir wussten, dass der Wind bald umschlagen würde und wir durch eine Front fahren müssten. Glücklicherweise nahmen wir die Segel ins dritte Reff. Eine Weile war alles noch in Ordnung, wir fuhren in die Wolkenwand hinein und es regnete ein bisschen. Gerade als wir dachten, das Schlimmste wäre hinter uns, nahm der Regen sintflutartig zu. Der Wind drehte innerhalb von Sekunden um 180 Grad und schnell mussten wir die Segel entsprechend anpassen. Schon steckten wir mitten in der Rückseite der Front und der Wind nahm unerbittlich zu – bis zu 40 Knoten. Der Autopilot machte schon lange nicht mehr mit und wir mussten von Hand steuern. Das war bei so viel Wind und nur zu zweit sehr anstrengend. Wir waren sehr froh, als langsam wieder normale Verhältnisse einsetzten.

 

Zwei Tage später erhielten wir eine Sturmwarnung. Nachdem wir diese Hiobsbotschaft verarbeitet hatten und das Sturmsegel hissbereit war, hatte sich das Tief glücklicherweise anders entschieden und zog mit einem guten, südlichen Abstand unter uns durch. So konnten wir tatsächlich wieder einmal einen Tag durchschnaufen, Schlaf nachholen und sogar etwas Sonnenschein geniessen. Plötzlich jedoch machte unser Motor verdächtige Geräusche. Noch eine Hiobsbotschaft! Unsere Kontrolle ergab, dass der Dieselfilter so dreckig war (wir nehmen an vom Diesel aus Bali), dass nicht genügend Diesel durchfliessen konnte. Das hiess für uns: Filter wechseln bei mittelstarkem Seegang... Diese Übung klappte glücklicherweise und der Motor machte wieder flott mit. Trotzdem wurden wir immer langsamer. Woran das wohl lag? Wir waren in eine kräftige Gegenströmung geraten, die uns deutlich in unserem Zeitplan nach hinten warf! Es hatte sich nämlich erneut ein Tief angekündigt. Wir mussten bis Sonntagnacht in der Marina sein, damit wir nicht schon wieder dem gefürchteten Starkwind aus Südwest ausgesetzt wären. Nur dieses Mal wären wir mitten im Alghulas Strom, der sehr giftig werden kann, wenn der Wind in die entgegengesetzte Richtung bläst. Gebannt verfolgten wir regelmässig die Wettervorhersagen und rechneten und rechneten. Wir sollten es geradeso in den sicheren Hafen von Richards Bay schaffen, bevor der Starkwind einsetzen würde.

 

In der Nacht vor der Ankunft überraschte uns noch ein Gewitter mit Blitzen und viel Regen. Als wäre das nicht schon genug gewesen, erwischte uns nur fünf Meilen vor der Hafeneinfahrt, also etwa eine Stunde vor Ankunft, der Starkwind doch noch... Wir hatten schon die Segel heruntergenommen und waren mit Fendern und Leinen für die Marina ausgerüstet, als der Wind rasch drehte und uns mit 35 Knoten genau auf die Nase knallte. Der Motor hatte alleine fast keine Chance gegen die Wellen und den Wind anzukommen und so bewegten wir uns quälend langsam auf den Einfahrtskanal zu. Zu allem Unglück kam auch noch ein Frachter in diesem Moment aus dem Hafen gefahren und wir mussten den Kanal wieder verlassen, was uns viel von der mühsam gutgemachten Distanz kostete. Nach einer Weile nahmen wir etwas Segel zu Hilfe, der Wind liess nach und plötzlich lief alles wie am Schnürchen und wir fuhren Richtung Marina.

 

Dieser Leg hatte wirklich ALLES in sich und war mit Abstand die anstrengendste und unangenehmste Fahrt seit wir in Flensburg vor über einem Jahr losgefahren sind. Kaum hatten wir angelegt und die Sweet Pearl festgemacht, als wir auch schon herzlich von Lynn, dem Hafenmeister, mit einer Flasche Sekt begrüsst wurden. Diese spülten wir genüsslich mit dem Rest des Auflaufs, den wir noch im Ofen hatten, hinunter - wohlgemerkt um 6 Uhr morgens. Draussen wurde es langsam Tag, aber uns fielen die Augen zu – zuerst einmal war Schlafen angesagt! Endlich wieder ohne Schaukeln oder Schräglage und ohne Sorge vor dem nächsten Starkwind! Wir haben uns selten mehr über etwas gefreut als über unser ruhiges Lager nach diesem Leg und, dass wir und die Sweet Pearl ohne Schäden in Richards Bay angekommen sind! Hello South Africa!!!

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Kommentare: 3
  • #1

    Corin Schwab (Montag, 17 November 2014 20:25)

    Hallo ihr Lieben und herzliche Gratulation zur heilen Überfahrt! Geniesst eure Zeit weiterhin und grüsst mir Afrika! Liebe Grüsse aus dem Emmental (das nennt sich Kontrastprogramm...)
    Corin

  • #2

    Silvia D. (Dienstag, 18 November 2014 13:31)

    Ach was beneide ich Euch... geniesst die vielen Eindrücke und die Freiheit.

    Liebe Grüsse
    Silvia

  • #3

    Gotti (Sonntag, 07 Dezember 2014 17:59)

    Liebe Sandra, lieber Tom
    Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag,liebe Sandra!!!!!!
    Unglaublich was ihr beide in diesem Jahr erleben durften. ich denke es immer wieder wenn ich eure spannenden Berichte lese und das soll alles in diesem deinem letzten Lebensjahr passiert sein....... Es sind sooooviele unvergessliche Momente, da wirst du mal froh sein dass ihr es niedergeschrieben habt. und schön ist auch, dass wir daran teilnehmen dürfen.

    Meine liebe Sandra ich wünsche Dir und Tom einfach nur viel Glück, Gesundheit und viel Wind in den Segeln.
    Umarm dich fest und grüsse euch ganz herzlich aus der nebligen, kalten Schweiz

    Dein Gotti