Südafrika Teil I, November 2014

Sweet Pearl in Durban
Sweet Pearl in Durban

Richards Bay – Durban

Kaum in Richards Bay angekommen, machten wir uns schon wieder auf die Socken oder besser: Nach nur einer Nacht hissten wir wieder die Segel. Die Küste von Südafrika ist für ihre vielen Tiefs und den berüchtigten Algulhas-Strom bekannt: Weht der Wind in die dem Strom entgegengesetzte Richtung, können sich schnell sehr unangenehme Bedingungen einstellen, mit Monster-

wellen bis zu 20 Metern!!! Grosse Frachter sind in diesen Bedingungen bereits in Seenot geraten – da wollten wir verständlicherweise nicht reinfahren... Deshalb hiess es, jedes Wetterfenster zu packen und Stück für Stück entlang der Küste mit dem Ziel Kapstadt zu segeln. Unser erstes Ziel erreichten wir nach etwa 18 Stunden: Durban. Obwohl wir diese Stadt vom Namen her bereits kannten, war uns nicht bewusst, dass es sich hier um eine Grossstadt mit 3.5 Millionen Einwohnern (!) handelte. Ausserdem soll der Hafen in Durban der grösste auf dem ganzen Kontinent Afrika sein.

 

Durban

In der Marina in Durban wurde uns zur Begrüssung mehrmals gesagt, wir sollten wenn möglich keinen Schmuck und keine Uhren tragen, d.h. nichts Wertvolles zeigen. Wir sollten ausserdem gut auf unsere Taschen aufpassen und keine Unsicherheit zeigen. Naja: Vorher war Sandra schon in der Stadt sorgenlos herumspaziert ohne sich über das Gedanken zu machen, nachher waren wir dann etwas aufmerksamer... Hinzu kam, dass wir als Weisse wie bunte Hunde auffielen. Wir fühlten uns zwar zu keiner Zeit bedroht, aber es ist eine Grossstadt und so ist Vorsicht geboten – wie wir auch in Zürich auf unsere Taschen aufpassen und in St.Gallen den Stadtpark bei Nacht meiden (die meisten jedenfalls...). Wir hatten nur positive Zusammentreffen mit den Einwohnern der Stadt: Unsere Trinkwasserbestellung klappte auf Anhieb und Sandra tauschte im Supermarkt fleissig Hairstyling-Tipps für Locken aus. Im Moyo-Restaurant, einer südafrikanischen Kette, genossen wir einen unvergleichlichen Abend mit Facepainting, Handwäsche und schmackhafter afrikanischer Küche. Die frittierten Würmer waren zu unserer immens grossen Enttäuschung gerade ausgegangen... Ein geführter Stadtrundgang und ein Besuch im Aquarium rundeten unseren Aufenthalt in Durban ab.

 

Durban – East London

Das nächste Wetterfenster kündigte sich fünf Tage später an. Diesmal schafften wir etwas mehr als 250 Seemeilen bis nach East London. Als wir gerade in den Hafen einfahren wollten, hörten wir über den Handfunk, dass ein anderes Segelschiff bei der Einfahrt Probleme hatte, da der Motor ausgefallen war. Als die Besatzung das Schiff ausserhalb des Hafens an der Hafenmole festmachen wollte, fuhren sie zu allem Ungemach auch noch auf eine Sandbank auf und sassen hilflos fest. Wir fuhren vorsichtig zu ihnen, befestigten ihr Schiff mit einer starken Leine an der Sweet Pearl und zogen es langsam und vorsichtig in den sicheren Hafen und zu den Moorings. Puuhhh – das war vielleicht eine abenteuerliche Aktion, die unseren Atem mehr als einmal stocken liess! Es ging aber glücklicherweise alles gut und wir waren doch etwas stolz darauf, dass wir dies so gut gemeistert hatten. Die Besatzung des geretteten Segelschiffes lud uns als kleine Gegenleistung zum Abendessen ein und dabei lernten wir Navin, einen indischen Südafrikaner mitsamt seiner Familie und Fluffy, dem Husky, kennen. Navin war der geborene Stadtführer und zeigte uns die besten Seiten von East London: Dramatische Küsten mit steilen Klippen, langen Sandstränden und Dünen, romantische Badeplätze und den Tierpark, wo wir auf Baby-Löwen hofften. Leider hatten wir kein Glück und mussten uns mit Gänsen, Hühnern, Straussen und Lamas begnügen... Die waren aber auch ganz flott:-). Navin ist es auch zu verdanken, dass wir den Damm in der Nähe seines Hauses besichtigten, was dann doch etwas speziell anmutete: Da waren wir mitten in Südafrika und spazierten mit einem Inder und seinem Husky auf einem Damm. Sachen gibt's :-)!

 

East London – Kapstadt

Nach zwei Tagen in East London kündigte sich das nächste Wetterfenster an. Wir packten dieses und hofften, bis nach Kapstadt durchsegeln zu können. Das gelang uns auch, allerdings war so wenig Wind vorhanden, dass wir öfters auf den Motor zurückgreifen mussten. Aber die Fahrt nach Kapstadt war ansonsten spektakulär! Eines Morgens sah Sandra Horden von Vögeln, die entweder auf dem Wasser sassen oder sich mutig pfeilschnell ins Meer stürzten um sich ihr Frühstück zu schnappen. Gleichzeitig zogen unzählige Delfine in kleinen Gruppen durchs Wasser, sicherlich ebenfalls auf der Suche nach Futter. Und zu guter Letzt tauchten am Horizont plötzlich Wale auf, die gemütlich vor sich hinprusteten. Man konnte sich an diesem Naturspektakel fast nicht satt sehen. Einen Tag später sahen wir plötzlich mehrere dunkelbraune Flossen, die aus den Wellen ragten. Was war denn das? Bald hatten wir die Antwort gefunden: Seelöwen, die sich gemütlich auf dem Rücken treiben und die Sonne auf den Bauch scheinen liessen! Die Seelöwen liessen sich von uns überhaupt nicht in ihrem Sonnenbad stören, so dass wir mehrere Kurven um sie herumfahren musstenJ. Um das alles noch zu toppen, sahen wir in der Nacht unvorstellbar helles Leuchtplankton, das nicht nur unsere Spur durchs Wasser und die Wellenkämme in ein grünschillerndes Spektakel verwandelte, sondern auch die Delfine, von denen nur ihr Weg durchs Wasser und ihre Umrisse ersichtlich waren. Wow! Ängste bezüglich Torpedos (es sah aber tatsächlich so aus!) konnten rasch aus der Welt geschafft werden.

 

Das wäre ja eigentlich für einen Trip schon genug zu erzählen gewesen, aber da war doch noch was...? Genau, unsere rauschende Segelfahrt bei strahlendem Sonnenschein am berühmtberüchtigten Kap der Guten Hoffnung entlang. Es war sehr aufregend, dieses weltbekannte Kap so nahe zu sehen. Früher trug es den weniger netten Namen Kap der Stürme, bis irgendjemand fand, das sei etwas negativ J.

 

Und, man glaubt es kaum, das ist immer noch nicht das Ende dieses Blogs! Die Anfahrt auf Kapstadt hat uns nämlich auch noch verzaubert. Es war atemberaubend: Mit der untergehenden Sonne im Rücken und den wunderschönen Lichtern der Stadt vor uns. Ein wenig Aufregung durfte natürlich nicht fehlen: Unsere Seitenlaternen hatten gerade den Geist aufgegeben, als es dunkel wurde und deshalb mussten wir diese noch rasch ersetzen. Zudem konnten wir über Funk den Hafen nicht erreichen und es waren immerhin zwei Brücken zu passieren, die beide für uns geöffnet werden mussten. Glücklicherweise hatten wir Internetguthaben, so dass Sandra die Telefonnummer des Hafens ausfindig machen konnte und wir telefonisch (die sind leider noch nicht auf Whatsapp ;-)) die Erlaubnis erhielten in den Hafen zu fahren. Die Brücken wurden ebenfalls exklusiv für uns geöffnet. Endlich in der Marina angekommen, bemerkten wir, dass auch hier Seelöwen zu Hause sind (die manchmal auch ganz frech an die Schiffswand „anklopfen“ ). Herrlich! Am nächsten Morgen bei Tageslicht sahen wir, dass sogar der Tafelberg von der Marina aus zu sehen war: Noch herrlicher! Wir haben ihn sogleich zu unserem Hausberg für die nächsten 1.5 Monate ernannt!

 

So, nun seid ihr fürs erste erlöst: Der Blog kommt tatsächlich zu seinem Ende...:-) Welche weiteren Abenteuer uns in Kapstadt und auf dem Landweg durch Südafrika (Pinguine und Elefanten J) erwarten, das erfahrt ihr in unserem nächsten Blog! Bis dahin wünschen wir euch herzlich frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins 2015! 

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Kommentare: 1
  • #1

    Silvia D. (Dienstag, 23 Dezember 2014 14:41)

    Ganz liebe Grüsse nach Südafrika! Der Tafelberg war auch für mich mein Hausberg für 8 Wochen. Bestellt bitte Grüsse... ;-)

    Frohe Festtage und einen unvergesslichen Jahresausklang...

    Herzlich
    Silvia