Azoren, März 2015

Endlich einer der ruhigeren Tage
Endlich einer der ruhigeren Tage

Endlich wieder Land in Sicht!

Nach genau 14 Tagen sehen wir mitten im Atlantik eine wunderschöne saftig grüne Hügellandschaft, die unsere Augen staunen lässt. Die Azoren. Aber alles der Reihe nach.

 

Falsche Richtung auf der Rolltreppe

Der Segeltrip von Mindelo (Kap Verde) nach Ponta Delgada (Azoren (Portugal)) gehörte für uns zu den herausforderndsten Segeltörns unserer Reise. Dies zeigte sich schon bei der Ausfahrt aus Mindelo, als wir zwischen den beiden Inseln Santo Antao und Sao Vicente nur im Schneckentempo und unter allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln (nein, nur Motor und Segel, keine Paddel) vorwärts kamen. 

Nachher ging es ein bisschen besser – trotzdem fühlten wir uns so, als ob wir eine Rolltreppe vier Tage lang in entgegengesetzter Richtung hoch liefen würden. Denn der Nordostpassat, der uns vor mehr als einem Jahr schön locker in die Karibik geblasen hatte, wollte dies diesmal auch wieder tun. Nur: Da wollten wir nicht mehr hin… Wir trotzten dem Nordostpassat, bis er nach vier Tagen aufgab; das Glück war auf unserer Seite, denn auf dieser Strecke kann es vorkommen, dass er gar nie aufgibt, manchmal bis zum letzten Tag direkt vor der Ankunft in den Azoren. So genossen wir einige Tage mit herrlichem Segelwetter und zum Schluss verreiste der Wind ganz und wir hatten eine spiegelglatte See vor uns, sahen Delfine und sogar drei Wale J.

 

Olà Ilhas dos Açores!

Die Azoren (deutsch: Habichtsinseln) bzw. die von uns besichtigte Insel Sao Miguel (leider haben wir nur diese Insel gesehen), stellte sich als grosse, sehr positive Überraschung heraus. Die Landschaft ist himmlisch (und das, obwohl es Winter war), die Infrastruktur ähnlich wie in Portugal (vielleicht weil es zu Portugal gehört) oder sogar besser und die Leute super freundlich und aufgeschlossen. Wir haben nur einen unfreundlichen Herrn kennengelernt, der unseren Autopiloten reparieren sollte; dies lag aber höchstwahrscheinlich daran, dass wir ihn am Sonntag morgen um neun Uhr aus dem Bett klingelten. Zwei Tage später, bei unserem nächsten Besuch, war auch er ganz klar ein Mitglied vom Klub der super netten Menschen der Azoren, dem dort jeder angehörtJ.

 

Chuck Norris der Azoren

Unser Bekannte – Nuno – auch Azorer (die Einwohner der Azoren sind keine Habichte oder Azoranten, wie wir zuerst dachten J), aber auf Weltumsegelung und nicht zuhause, hatte uns gesagt wir könnten uns für alles immer an seinen guten Freund Armindo wenden. Unter uns gesagt: Bei soviel Lob von Nuno haben wir schon gewitzelt, ob Armindo vielleicht der Bruder von Chuck Norris oder Superman wäre. Aber es hat sich herausgestellt, dass Armindo ein echter „Siebensiech“ ist und einer der gastfreundlichsten Menschen der Welt. Er betreibt einen Fahrradladen, gehört zu den besten Windsurfer der Azoren, hat jahrelang Boote in Stand gesetzt, hat sein eigenes Haus gebaut, etc. etc. Selber möchte er auch mit seinen zwei Kindern und seiner Frau Joanna um die Welt segeln, aber bezüglich Termine waren er und Joanna sich nicht ganz einig. Er hat uns neben Ratschlägen, kleineren Bootsreparaturen, einem Abendessen bei seiner Familie, einer Tunnelnachtwanderung, einem Besuch in der westlichsten Pizzeria Europas, einer Inseltour und dem Ausleihen des Autos seiner Frau (wie froh Joanna darüber war, wissen wir nicht;-)) eine Gastfreundlichkeit der Superlative präsentiert!!! Auch auf diesem Weg möchten wir ihm nochmals dafür dankenJ. Kommt ihr mal nach Ponta Delgada, fragt nach ihm und richtet einen schönen Gruss aus!

 

Gut, dass eine Insel rund ist...

Bei dem erwähnten Tunnel der Tunnelnachtwanderung, handelt es sich um einen etwa 1-2 Kilometer langen Durchgang, der gebaut wurde um den Lagoa das Sete Cidades vor Überschwemmungen zu schützen und überschüssige Wassermassen ins Meer zu leiten. Da der Tunnel trocken war und wir noch eine Stunde bis zum Essen in der westlichsten Pizzeria Europas Zeit hatten, sind wir den Tunnel bei Nacht (was zwar bei einem Tunnel egal ist) mit Handylicht kurzerhand durchmarschiert. Dass er an einigen Stellen nicht ganz so trocken war, hatte uns niemand gesagt... Als wir auf der anderen Seite ankamen, wussten wir allerdings nicht genau wo wir waren. Wir stoppten ein Auto und fragten nach der Richtung. Joanna diskutierte zehn Minuten mit dem Autofahrer auf Portugiesisch und meinte nachher, sie hätte nichts verstanden J… Wir haben uns für rechts entschieden (auf einer Insel würden wir ja sowieso irgendwann ankommen, vielleicht würde es auf der einen Seite nur etwas länger dauern J) und sind wohlbehalten in der Pizzeria angekommen.

 

Unser Geheimtipp für euch!

Ponta Delgada, die Hauptstadt der Azoren erinnert an Cascais (bei Lissabon) und ist eine typische portugiesische Hafenstadt mit viel Kopfsteinpflaster, etlichen Kirchen und schönen farbigen Häuserreihen. Die Insel selbst ist so tiefgrün wie der Himmel blau ist, hat mehrere Seen und warme Quellen, weshalb sie in den letzten 200 Jahren zu einer Wellnessoase geworden ist. Für uns sind die Azoren ein Geheimtipp und wir haben dieses noch nicht so touristische Fleckchen Erde, das von Europa in relativ kurzer Zeit zu erreichen ist (auch mit dem Flugzeug J), bereits auf unsere zukünftige Reiseagenda genommenJ. Ihr seht: Wir werden dem Reisen nicht den Rücken kehren, auch wenn unsere Weltumsegelung zu Ende geht…

 

Nach etwas mehr als einer Woche sind wieder in See gestochen für den letzten Schlag nach… Barcelona!

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